
Bewegende Veranstaltung mit Esther Bejarano, eine der letzten Zeitzeuginnen vom KZ-Ausschwitz
Am Dienstag, den 26. November hatten die Schüler*innen ab der 10.Klasse die Möglichkeit, in der Aula dem Bericht einer der letzten der Auschwitzüberlebenden und Zeitzeugen Esther Bejarano zuzuhören. Es wurde eine sehr beeindruckende und bewegende Veranstaltung.
Zunächst las Esther Bejarano einige Ausschnitte aus ihrem Buch „Erinnerungen“ vor, in dem sie von ihrer Familiengeschichte und ihrem Weg nach Auschwitz berichtet.
Nachdem Frau Bejarano sich im Krieg gezwungenermaßen von ihrer Familie trennen musste, brachte man sie in ein Sammellager in Berlin, aus dem sie dann 1943 nach Auschwitz geschickt wurde. Bevor sie in das Mädchenorchester aufgenommen wurde, verrichtete sie im Konzentrationslager schwere Feldarbeit. Aufgrund ihrer „arischen“ Großmutter überführte man sie aus dem Vernichtungslager in das Arbeitslager Ravensbrück. Dort arbeitete sie bei Siemens, bis das Lager 1945 evakuiert werden musste. Sie entkam mit sechs Freundinnen auf dem Todesmarsch.
Anschließend hatten die Schüler*innen die Gelegenheit, Frau Bejarano Fragen zu stellen, die sich sowohl auf ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg als auch auf ihre Meinung bezüglich der aktuellen Lage Deutschlands bezogen. Sie bat mehrmals darum, dass auch die jetzigen jüngeren Generationen dazu beitragen sollen, den Rechtsextremismus in Deutschland zum Erliegen zu bringen.
Die heute 94-Jährige ist Mitglied einer Band gegen rechts, die sich „Microphone Mafia“ nennt, und sie hat es sich zur Mission gemacht, ihre Geschichte zu verbreiten, damit die Geschehnisse des Weltkrieges niemals in Vergessenheit geraten.
Am Ende gab es von den Moderato*innen und der Schulleitung noch eine Danksagung und zwei Blumensträuße. Wer wollte, konnte ihr ebenfalls auf einer Karte eine kleine Rückmeldung hinterlassen. Während der gesamten Veranstaltung herrschte eine respektvolle Grundstimmung gegenüber Esther Bejarano und alle hörten ihr aufmerksam zu.
von Gökce D. und Hannah P. (S1)
Und Frau Niesters berichtet aus Lehrersicht:
Obwohl die Aula bis auf den letzten Platz belegt war, sogar viele Schülerinnen und Schüler stehen mussten, war tatsächlich von Unruhe nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die vielen Fragen, die alle mit einem Dank an Frau Bejarano für ihr Kommen eingeleitet wurden, zeigten, dass unseren Schüler*innen bewusst war, welche Kraftanstrengung dies für die 94-jährige Rednerin bedeutete und dass sie hier die einmalige und vielleicht auch letzte Gelegenheit bekamen, eine jüdische Zeitzeugin zu erleben und zu befragen. Frau Bejarano standen auf der Bühne mit Ella (S3), Edgar und Vincent (beide S1) 3 moderierende Schüler zur Seite, die souverän durch das Programm führten. Am Ende der gut zweistündigen Veranstaltung gab es Standing-Ovations für Frau Bejarano, die - zwar völlig erschöpft, doch sichtlich gerührt - wenig später die Vase mit den Gedanken und Grüßen unserer Schülerschaft entgegennahm.
Dass Frau Bejaranos Besuch uns sehr berührt und bewegt hat, wurde noch einmal in den vielen Gesprächen in Klassen, Kursen und im Lehrerzimmer in den Tagen danach deutlich. Wir alle sind sehr beeindruckt davon, mit welcher Klarheit und welchem persönlichen Einsatz sie bis heute ihr Anliegen vertritt, an die grauenvollen NS-Verbrechen, vor allem aber an die Menschen, die diesen zum Opfer gefallen sind, zu erinnern und gleichzeitig in die Zukunft gerichtet Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen. Wir danken Esther Bejarano sehr herzlich für Ihren Besuch an unserer Schule!
Elke Niesters
Alle Fotos: Norbert Ahrens