Monatsbrief September 2019
Liebe Leserinnen und Leser,
offiziell hat das Schuljahr am 01. August begonnen. Wir haben also vier Wochen des Schuljahres hinter uns, davon drei Wochen Schulbetrieb mit weiterlaufender Sanierung. Beginnend mit den Sommerferien wurden die Fußböden in allen Fluren, Treppenhäusern und Foyers abgeschliffen und neues Linoleum verlegt, die Wände und Türen neu gestrichen, die Fassaden auf der Schulhofseite komplett erneuert und die Sandsteinfassade der Ostseite sowie die restliche Südseite saniert. Immer noch wird gebohrt, gemalt, geklebt, sandgestrahlt und hin und her geräumt. Es ist zu hoffen, dass die Schule Ende des Jahres wieder in einem Normalzustand betrieben werden kann. Dafür tun der Projektmanager, die Bauleiterin, unzählige Handwerker, unser Hausmeisterehepaar, die Sekretärinnen, das Leitungsteam, das Kollegium, der Schülerrat und der Elternrat alles, was in ihrer Kraft steht.
Meine ersten Wochen als Schulleiterin habe ich als Expedition erlebt: Kein Tag ist wie der andere und es kommen täglich neue Herausforderungen auf mich zu, die mir - bei allem Respekt - großen Spaß machen. Denn diese Aufgabe gemeinsam mit dem Leitungsteam und dem Kollegium mitsamt Sekretariat und Hausmeisterei zu bewältigen, gibt mir Sicherheit und Gelassenheit. Hier wirken Menschen mit Erfahrung, Klugheit, Engagement und Humor zusammen, für die an erster Stelle steht, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass es unseren Schülerinnen und Schülern gutgeht und sie ihr Lernen in die Hand nehmen und sich Ziele stecken können.
Um über die Hauptpersonen der Schule etwas mehr zu erfahren, habe ich den Schülerinnen und Schülern in den ersten zwei Wochen eine Kartenabfrage mit Briefkasteneinwurf angeboten. Viele haben es genutzt. Insgesamt habe ich 14 grüne (Was mir am Gymnasium Altona gefällt und was sich auf keinen Fall ändern soll), 54 gelbe (Ideen, die ich habe, was es neu bei uns geben oder was geändert werden soll) und 11 weiße Karten (Was ich der neuen Schulleiterin darüberhinaus mitteilen will) erhalten. Außerdem habe ich meinen Deutschkurs in Jahrgang 11 im Rahmen einer Schreibaufgabe gebeten, die Karten auszufüllen und dort noch 20 grüne, 20 gelbe und 10 weiße Karten erhalten.
Die grünen Karten beziehen sich auf das tolle alte Schulgebäude und dass die Schule so groß ist, auf die Spielplatznutzung, den Ganztag, auf die netten Lehrkräfte und den hervorragenden Unterricht (mehrere), den Chor, das Bandprojekt, die supernette Frau Nyabonyo („wie alle anderen auch“), auf die günstige und gute Pausenversorgung durch den Saftladen und das leckere Mensaessen, die Pausen an sich, das WLAN und die Freunde.
Die gelben Karten enthalten unter anderem Wünsche, die wir nicht erfüllen werden (z.B. Pausen-Handynutzung im Hauptgebäude), und einige Anregungen, an denen bereits intensiv gearbeitet wird, zum Beispiel eine Mittagspausenregelung, die allen ausreichend Zeit zum Essen ermöglicht, jedoch nicht übermäßig lange dauert. Es wird bemängelt, dass einige sich in der Mensa vordrängeln und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber unhöflich sind. Hierauf achten die Aufsichten nun verstärkt. Ich habe auch von größeren Schwierigkeiten im Miteinander gelesen, die ich zu ändern gebeten wurde. In einem Fall konnte ich die Information an die Klassenlehrkraft weitergeben, die sich nun darum kümmert. Es tut mir leid, so etwas erfahren zu müssen, nur kann ich ohne konkrete Angaben nicht konkret helfen. Ich hoffe, dass Betroffene sich jemandem anvertrauen.
Es wird gewünscht, dass der naturwissenschaftliche Fachunterricht bitte ausschließlich in Fachräumen stattfindet (ja, das wollen wir auch, und wir tun alles dafür, dass es nur selten anders sein muss) und dass in der Oberstufe nur erfahrene Lehrkräfte eingesetzt werden.
Ein Debattierclub wird gewünscht (habt ihr schon von „Jugend debattiert“ gehört? Fragt mal an!).
Es wird darum gebeten, dass die Spindschränke wieder geordnet werden, die im Zuge der Sanierung durcheinandergeraten sind (ja, das wird geregelt, genauso wie funktionierende Lampen, Türen, Smartboards, Vorhänge, Rollos, …). Ganz besonders wird das Ende der Bauarbeiten und ein schöner Schulhof herbeigesehnt. Dies wird nicht in allzu weiter Ferne eintreffen. Über den Schulhof haben wir schon mit dem Projektmanager gesprochen, und wir werden den Schülerrat in die Gestaltung einbeziehen.
Die Container sollen weg! Ja!
Wer eine aufgeräumte Schule und saubere Toiletten wünscht, spricht mir aus der Seele. Dafür sind wir alle und damit jede und jeder Einzelne verantwortlich. Es kann nicht sein, dass eine Reinigungskraft angeekelt vor den zu putzenden Toiletten steht, weil junge Menschen in die Deckel der Mülleimer gepinkelt haben. So etwas ist unzumutbar. Niemand sollte sich wundern, wenn Toiletten in Zukunft abgeschlossen sind und kontrolliert werden.
Auf dem Schulhof soll es eine Uhr geben (gute Idee!) und im Park soll „das Kamel wieder aufgstellt“ werden (da bitte ich um eine Erklärung, denn ich kenne die Geschichte des Kamels noch nicht!).
Es werden mehr Sportturniere, eine Klassenfahrt in 8, Graffiti und Eis (!) gewünscht.
Auch die Lehrer haben Zettel eingeworfen: Im Lehrerarbeitsraum soll es nicht nur einen Drucker geben. Wunsch erfüllt, wenn der Lehrerarbeitsraum hoffentlich Ende kommender Woche wieder in Betrieb genommen werden kann.
Auf weißen Karten habe ich persönliche Glückwünsche erhalten, die mich sehr freuen, und auch die ein oder andere Bitte. Beispielsweise habe ich mich ja in allen Klassen und Kursen vorstellen wollen, jedoch etwa fünf Lerngruppen bis heute nicht „erwischt“. Eine Klasse hat mich ausdrücklich um einen Besuch gebeten, was sich dann wenige Tage später ermöglichen ließ.
Jemand teilt mir über sich selbst mit, er oder sie sei sehr gesprächig und Kunst mache ihm oder ihr Spaß, leider ohne Namen.
Bei einer Karte zu Nähe bzw. Distanz zwischen Lehrern und Schülern habe ich rein grammatikalische Verständnisschwierigkeiten, wobei ich den Eindruck habe, dass sie inhaltlich wichtig sein könnte. Ich vermute, dass gemeint ist, Lehrerinnen und Lehrer sollen empathisch sein und dabei die notwendige körperliche Distanz wahren. Ja, das ist außerordentlich wichtig und Voraussetzung für ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schülern. Anders darf es nicht sein.
Jemand wünscht sich mit sehr guter Begründung, von bestimmten Lehrkräften unterrichtet zu werden. Diese Lehrkräfte werden die Karte von mir übermittelt bekommen, sie freuen sich bestimmt sehr darüber!
Ich soll außerdem dafür sorgen, dass Notenmitteilungen immer begründet sind. Ja, das nehme ich sehr ernst.
Zu guter Letzt wünscht sich jemand, dass der Charme der Schule erhalten bleibt. Ich denke, dass dies einer der Gründe ist, warum mich das Gymnasium Altona so „magisch“ angezogen hat. Gern wirke ich daran weiter mit.
Vielen Dank an alle, die sich an der Kartenabfrage beteiligt haben.
Herzliche Grüße
Anja Lindenau